Gynäkologie

Keine frühzeitige Behandlung von B-Streptokokken bei Schwangeren

B-Streptokokken
bei Schwangeren:
Antibiotika ja –
aber erst bei der Geburt.

B-Streptokokken sind Bakterien, die häufig in der Scheidenflora zu finden sind und in der Regel keine Beschwerden verursachen. Neugeborenen können B-Streptokokken aber gefährlich werden, wenn sie während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Das geschieht nicht sehr häufig: Von 100 Frauen mit B-Streptokokken werden diese nur in ein bis zwei Fällen auf die Neugeborenen übertragen. Diese Kinder können mitunter schwer erkranken und eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung entwickeln. Fünf von 100 erkrankten Babys versterben an der Infektion.

B-Streptokokken in der Scheidenflora können zu einer Gefahr für ein Neugeborenes werden. Antibiotika können das Kind schützen, jedoch nur dann, wenn sie während der Geburt eingesetzt werden.

Um dem vorzubeugen, wird im letzten Schwangerschaftsdrittel eine Untersuchung auf B-Streptokokken empfohlen. Werden welche nachgewiesen, sollten Mütter eine Therapie mit einem Antibiotikum erhalten – allerdings erst zum Zeitpunkt der Geburt. Das Risiko einer Streptokokken-Infektion des Neugeborenen kann dadurch deutlich verringert werden. Laut Studien ist eine zu frühe Behandlung, etwa im letzten Schwangerschaftsdrittel, nicht wirksam: Bis zur Geburt sind die B-Streptokokken in den meisten Fällen wieder zurück.

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Keine frühzeitige Behandlung von B-Streptokokken bei Schwangeren

Die Schleimhaut der Scheide wird von unzähligen Bakterien bevölkert. Viele davon sind nützlich und sorgen dafür, dass das Scheidenmilieu sauer bleibt, sodass Krankheitserreger keine Chance haben (1). Aber auch andere Bakterien siedeln sich gerne in der Scheidenflora an, zum Beispiel B-Streptokokken (2). Die Besiedelung ist normalerweise kein Problem und verursacht auch keine Beschwerden. Befinden sich solche Streptokokken allerdings in der Scheide schwangerer Frauen, können sie bei der Geburt auf das Kind übertragen werden und ihm schaden. Denn Neugeborene besitzen noch keine eigene Immunabwehr und sind deshalb anfälliger für normalerweise harmlose Bakterien.  B-Streptokokken können bei Neugeborenen Lungen- und Hirnhautentzündungen oder eine Blutvergiftung auslösen (3). Rund fünf von 100 erkrankten Neugeborenen sterben daran.

Das Risiko für eine Infektion ist höher für Frühgeborene oder wenn die Bakterien während der Schwangerschaft in die Fruchtblase eindringen (2). Aber auch Fieber der Mutter während der Geburt oder mehr als 18 Stunden zwischen einem Blasensprung und dem Einsetzen der Wehen gehen mit einem erhöhten Risiko einer B-Streptokokken-Infektion des Kindes einher. Daher wird Frauen zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche eine Untersuchung auf B-Streptokokken angeboten. Dabei wird ein Abstrich von der Scheidenschleimhaut und vom After genommen.

Antibiotika-Therapie: der richtige Zeitpunkt

Werden im Abstrich B-Streptokokken gefunden, erhalten werdende Mütter und ihre Partner ein Antibiotikum. Ob es allerdings sinnvoll ist, sofort mit der Antibiotika-Therapie zu beginnen, ist fraglich: In einer Studie wurden Frauen und ihre Partner im letzten Schwangerschaftsdrittel wegen B-Streptokokken mit einem Antibiotikum behandelt (4). Zum Zeitpunkt der Geburt waren die Streptokokken aber bei 70 von 100 Frauen wieder oder noch immer da. Anders sieht es aus, wenn Frauen mit B-Streptokokken das Antibiotikum erst während der Geburt erhalten: Studien zeigen, dass dies zu weniger Infektionen bei den Neugeborenen führt. Weniger als eines von 200 Kindern war betroffen. Erhielten Frauen mit B-Streptokokken gar keine Antibiotika-Therapie, erkrankten fünf von 100 Kindern (5).

Gut zu wissen:

Bei 10 bis 30 von 100 Schwangeren können B-Streptokokken an der Scheidenschleimhaut nachgewiesen werden. Doch nicht bei jeder werdenden Mutter mit B-Streptokokken wird auch ihr Neugeborenes infiziert. Nur eines bis zwei von 100 Neugeborenen, die mit B-Streptokokken in Kontakt kamen, erkranken daran. Auch wenn der Großteil der Neugeborenen eine Infektion mit B-Streptokokken überlebt: Etwa fünf von 100 infizierten Neugeborenen versterben daran. 

Fazit:

B-Streptokokken sind natürliche Schleimhautbewohner, die normalerweise keine Beschwerden verursachen. Bei schwangeren Frauen können sie jedoch gefährlich sein: In wenigen Fällen können B-Streptokokken während der Geburt das Neugeborene infizieren und krankmachen. Daher werden vorbeugend Antibiotika empfohlen. Eine Antibiotika-Therapie ist jedoch nur wirksam sein, wenn sie während der Geburt verabreicht wird.

Quellen:

1.            Jack SD. Approach to females with symptoms of vaginitis2020. Available from: https://www.uptodate.com.

2.            Money D, Allen VM. The Prevention of Early-Onset Neonatal Group B Streptococcal Disease. Journal of obstetrics and gynaecology Canada : JOGC = Journal d’obstetrique et gynecologie du Canada : JOGC. 2016;38(12s):S326-s35.

3.            Health AG-Do. Primary Care Guidlines: 39 Group B streptococcus 2019. Available from: https://www.health.gov.au/resources/pregnancy-care-guidelines/part-f-routine-maternal-health-tests/group-b-streptococcus.

4.            Gardner SE, Yow MD, Leeds LJ, Thompson PK, Mason EO, Jr., Clark DJ. Failure of penicillin to eradicate group B streptococcal colonization in the pregnant woman. A couple study. American journal of obstetrics and gynecology. 1979;135(8):1062-5.

5.            Ohlsson A, Shah VS. Intrapartum antibiotics for known maternal Group B streptococcal colonization. The Cochrane database of systematic reviews. 2014(6):Cd007467.

Ausgewählt von

 

Die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe entwickelt Empfehlungen und Leitlinien und fördert die Forschung, Aus-und Weiterbildung im Fachgebiet, um Frauen in ihrer geschlechtsspezifischen Gesundheit bestmöglich zu behandeln.