Informationen für PATIENTINNEN UND PATIENTEN

Zu viel Medizin kann auch schaden

Häufig heißt es, „Nützt‘s nix, schadet‘s nix“. Allerdings ist nicht alles, was medizinisch gemacht werden kann, auch sinnvoll. Denn Medikamente, Operationen und Tests können auch unerwünschte Folgen haben. In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass wir viele Ressourcen haben und medizinisch fast alles möglich ist. Die Herausforderung ist nun, einen Schritt zurückzutreten und uns zu fragen: Ist alles, was wir tun können, auch sinnvoll? Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass mehr Medizin nicht immer besser ist, wurde die Informationskampagne „Gemeinsam gut entscheiden – Choosing Wisely Austria“ ins Leben gerufen.

Gemeinsam gut entscheiden veröffentlicht Empfehlungen von Ärztinnen und Ärzten über Behandlungen und Tests, die zu häufig eingesetzt werden, die wenig oder gar nichts nützen oder die sogar schaden können. Informieren Sie sich vor dem Arztbesuch, um gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin eine gute Entscheidung für Ihre Gesundheit treffen zu können.

Was ist das Ziel von gemeinsam gut entscheiden?

Häufig ist die Zeit zu knapp, um Sie ausführlich darüber aufzuklären, warum eine bestimmte Behandlung nicht notwendig ist. Es kann auch sein, dass Sie sich in der Eile nur wenige Informationen merken und sich nachher darüber wundern, warum Sie für Ihre Verkühlung kein Antibiotikum erhalten haben. Mit den Broschüren über Top-Themen möchten wir Sie dabei unterstützen, sich vor dem Arztbesuch zu informieren. Denn „mehr ist nicht immer besser“ – das gilt auch in der Medizin.

Wer empfiehlt?

Medizinische Fachgesellschaften, wie z.B. die Österreichische Fachgesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, wählen die wichtigsten Themen aus ihrem Bereich aus. Für diese Empfehlungen fassen wir das Wissen aus aktuellen Studien zusammen und bereiten es für Sie in einer gut verständlichen Sprache auf.

Was bedeuten Empfehlungen?

Empfehlungen bieten eine Orientierung für ÄrztInnen und PatientInnen. Empfehlungen sind jedoch kein Muss – es bleibt immer ein gewisser Handlungsspielraum. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann aus klinischer Erfahrung beurteilen, ob eine Empfehlung für Sie tatsächlich sinnvoll ist. Gemeinsam entscheiden Sie dann, wie in Ihrem individuellen Fall vorgegangen wird.

Vier Fragen an den Arzt/die Ärztin

Ärztinnen und Ärzte sind ExpertInnen für Medizin. Und Sie, liebe Patientin, lieber Patient, sind Expertin oder Experte für Ihre eigene Gesundheit! Gehen Sie deshalb immer vorbereitet in ein medizinisches Gespräch über Ihre Gesundheit.

Wir haben vier wichtige Fragen für Sie zusammengestellt:

Gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten?

Meist gibt es mehrere Behandlungs- oder Untersuchungsmöglichkeiten. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber, welche Methode für Sie am geeignetsten ist und Ihren Bedürfnissen am besten entspricht.

Was sind die Vor- und Nachteile der empfohlenen Behandlung?

Fragen Sie nach dem Nutzen, aber auch nach möglichen Schäden, die durch die empfohlene Behandlung entstehen können. Wichtig ist für Sie auch zu wissen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass dieser Nutzen oder diese Schäden eintreten. Je mehr Sie über eine Behandlung wissen, desto besser können Sie entscheiden, was Ihnen wichtig ist oder welche möglichen Nebenwirkungen Sie erwarten.  

Was passiert, wenn ich nichts unternehme?

Manchmal kann man zuwarten, denn manche Beschwerden verschwinden von alleine wieder oder werden durch eine Behandlung nicht unbedingt besser. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über die Konsequenzen, wenn Sie keine medizinische Behandlung möchten oder lieber noch abwarten wollen.

Was kann ich selbst tun?

Die Verantwortung für Ihre Gesundheit können Sie leider nicht einfach abgeben. Wie schnell Sie wieder gesund werden, hängt auch von Ihnen ab. Fragen Sie deshalb, was Sie ganz konkret tun können, um Ihre Gesundheit positiv zu beeinflussen. Bei vielen chronischen Erkrankungen können Sie selbst etwas dazu beitragen, ein Fortschreiten zu verlangsamen oder zu verhindern.