Allgemeinmedizin

Antibiotika bei Erkältung

Antibiotika können
Viren NICHT schaden.
Aber dir vielleicht!

Stand: April 2019

An Schnupfen, Halsweh und Husten – kurz, dem typischen grippalen In­fekt – sind in den meisten Fällen Viren schuld. Und obwohl wir es uns alle sehnlichst wünschen: Es gibt kein Medikament, das eine Erkältung ursächlich bekämpfen kann.

Bei Erkältung und Schnupfen sind Antibiotika in den meisten Fällen wirkungslos. Sie haben aber sehr wohl Nebenwirkungen.

Antibiotika wie Penicillin wirken nur auf Bakterien wachstumshemmend oder abtötend, helfen also nur bei bakteriell verursachten Erkrankungen. Sie sind aber vollkommen wirkungslos beim viral ver­ ursachten Schnupfen. Umge­kehrt rufen sie jedoch häufig Nebenwirkungen wie Übel­keit, Durchfall oder Hautaus­ schläge hervor. Der unge­ rechtfertigte und übermäßige Einsatz von Antibiotika birgt sogar eine noch größere Ge­fahr: Es entstehen Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind und gegen die es dann keine wirksame Behandlung mehr gibt.

Aspirin und Co. können zwar die Symptome lindern, die Infektion selbst kann aber nur durch Zeit und körperliche Schonung geheilt werden. Bei Beschwerden für mehr als zehn Tage, hohem Fieber oder Atem­ not könnte auch ein bakterieller Infekt dahinterstecken. Nur dann sind Antibiotika sinnvoll.

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Keine Antibiotika bei Schnupfen, Rachen- und Nasennebenhöhlenentzündung

Auch wenn es niemand so recht glauben will: Gegen Schnupfen ist kein Kraut gewachsen. Denn an Schnupfen, Fieber und Halsweh – kurz, dem typischen grippalen Infekt – sind fast immer Viren schuld. Und obwohl wir es uns alle sehnlichst wünschen: Es gibt kein Medikament, das eine Erkältung ursächlich bekämpfen kann.

Antibiotika wie zum Beispiel Penicillin wirken nur bei Bakterien wachstumshemmend oder abtötend, helfen also auch nur bei bakteriell verursachten Erkrankungen. Sie sind aber vollkommen wirkungslos beim viral verursachten Schnupfen. Denn Viren sind anders gebaut als Bakterien. Im Grunde sind sie gar keine Lebewesen, denn sie haben keinen eigenen Stoffwechsel. Antibiotika kommen deshalb nicht an sie heran.

In Zahlen
Trotzdem kennen vermutlich jede Hausärztin und jeder Hausarzt das Problem, dass erkältete Patientinnen und Patienten um ein Antibiotikum bitten. Oft fehlt die Zeit, um zu erklären, warum es nicht wirken wird. Und nicht nur das: Antibiotika verursachen Übelkeit, Durchfall, Hautausschläge und andere Nebenwirkungen. Bei jeder zehnten Behandlung kommt es zu solchen unerwünschten Effekten.

Von 100 Personen mit unkomplizierter Entzündung der Nasennebenhöhlen sind nur bei zwei Bakterien schuld, die restlichen 98 haben virale Erkrankungen. Das heißt, von 100 Personen würden nur zwei von einem Antibiotikum profitieren.

Zwei Wochen dauert es etwa, dann sind laut Studien immerhin 70 von 100 Betroffenen ganz von alleine wieder beschwerdefrei. Antibiotika können diese Zeit bei durchschnittlich fünf dieser 100 Personen etwas verkürzen.

Durchfall, Erbrechen und Hautausschläge hingegen, treten unter Antibiotika doppelt so häufig (28 Prozent) auf wie bei Personen die kein Antibiotikum einnahmen (15 Prozent). Bei Frauen begünstigen Antibiotika außerdem Scheidenentzündungen durch Pilzinfektionen.

Multiresistent und brandgefährlich
Der ungerechtfertigte und übermäßige Einsatz von Antibiotika birgt eine noch größere Gefahr: die Entwicklung von Resistenzen. Bakterien können Mechanismen entwickeln, um gegen Substanzen unempfindlich zu werden. Gefürchtet sind Keime, die gegen mehrere Substanzen resistent geworden sind, sogenannte „multiresistente Keime“: Gegen sie gibt es keine wirksame Behandlung mehr. Mit dem unvorsichtigen Einsatz von Antibiotika nahm die Zahl solcher gefährlicheren Keime in den vergangenen Jahrzehnten weltweit stetig zu.

Ab ins Bett
Menschen, die der Schnupfen plagt, müssen die Arztpraxis nicht mit leeren Händen verlassen. Es gibt Medikamente, die Schmerzen lindern, Fieber senken und eine verstopfte Nase freimachen. Aspirin und Co. können zwar die Symptome lindern, die Infektion selbst kann aber nur durch Zeit und körperliche Schonung geheilt werden. Wird die Erkältung auch nach zehn Tagen noch nicht besser, kommen Fieber über 39 Grad oder Atemnot hinzu, dann können das Zeichen für einen bakteriellen Infekt sein. In diesem Fall sind Antibiotika sinnvoll.

Fazit

Antibiotika sind zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege meist nicht geeignet. Diese sind fast immer viral verursacht und Antibiotika wirkungslos. Es besteht jedoch eine hohe Gefahr für Nebenwirkungen und die Entwicklung von Resistenzen.

Quellen
http://www.choosingwisely.org/clinician-lists/infectious-diseases-society-antbiotics-for-upper-respiratory- infections/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30198548

Lemiengre MB, van Driel ML, Merenstein D, Liira H, Mäkelä M, De Sutter AIM. Antibiotics for acte rhinosinusitis in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 9.

Chow AW, Benninger MS, Brook I, Brozek JL, Goldstein EJ, Hicks LA, Pankey GA, Seleznick M, Volturo G, Wald ER, File TM Jr. IDSA clinical practice guideline for acute bacterial rhinosinusitis in children and adults. Clin Infect Dis. 2012 Apr;54(8):e72-112

Zoorod R, Sidani MA, Fremont RD, Kihlberg C. Antibiotic use in acute upper respiratory tract infections. Am Fam Physician. 2012 Nov 1;86(9):817-22

Adult appropriate antibiotic use summary: physician information sheet (adults) [Internet].Atlanta (GA): The Centers for Disease Control and Prevention; 2012 May 1 [updated 2012 Jun 25; cited 2015 Jan 28]. Available from: http://www.cdc.gov/getsmart/campaign-materials/info-sheets/adult-approp-summary.html

WHO: http://www.euro.who.int/de/health-topics/disease-prevention/antimicrobial-resistance/antibiotic-resistance

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