Nierenerkrankungen

Diabetes und Nierenversagen: Betroffene nicht von einer Nierentransplantation ausschließen

Eine Transplantation
nützt auch Diabetiker*innen.

Werden die Nieren durch einen schlecht eingestellten Diabetes geschädigt,
ist sehr häufig ein Nierenversagen die Folge. Diabetiker*innen mit Nierenversagen im Endstadium werden seltener für eine Nierentransplantation vorgeschlagen bzw. wird eine Transplantation bei ihnen seltener durchgeführt. Der Grund dafür ist, dass Patientinnen mit Diabetes bei einer Nierentransplantation eine geringere Überlebensrate haben als Menschen ohne Diabetes, weil sie ein höheres Risiko für Komplikationen durch Begleiterkrankungen haben.

Auch Diabetiker*innen, die eine Dialyse brauchen, profitieren von einer Nierentransplantation. Ihre Überlebenschancen und die Lebensqualität können dadurch steigen.

Studien zeigen jedoch: Eine Nierentransplantation kann die Überlebenschancen und auch die Lebensqualität von Diabetiker*innen mit einer fortgeschrittenen chronischen Nierenerkrankung im Vergleich zu einer Dialysebehandlung erhöhen. Die KDIGO, ein internationaler Verband für Nierenerkrankungen, empfiehlt daher, Menschen mit Diabetes nicht von vornherein von einer Nierentransplantation auszuschließen. Nutzen und Risiken sollten vor einer möglichen Transplantation jedoch gut abgewogen werden.

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Diabetiker*innen nicht von einer Nierentransplantation ausschließen

Die häufigste Ursache für ein Nierenversagen im Endstadium ist eine Schädigung der Nieren durch Diabetes. Da aber Typ-1- und Typ-2-Diabetiker*innen neben der Störung des Blutzuckerstoffwechsels auch oft von weiteren Erkrankungen betroffen sind, werden sie seltener für eine Nierentransplantation vorgeschlagen bzw. wird eine Transplantation bei ihnen seltener durchgeführt (1). Patient*innen mit Diabetes haben eine geringere Überlebensrate als Personen ohne Diabetes, wenn sie eine Nierentransplantation erhalten, denn der Diabetes bedeutet ein höheres Risiko für Komplikationen durch zusätzliche Begleiterkrankungen. Häufige Komplikationen sind etwa Herzinfarkte oder Schlaganfälle sowie Infektionen aufgrund der notwendigen Dämpfung des Immunsystems (Immunsuppression).

Dennoch erhöht eine Nierentransplantation die Überlebenschancen für die meisten Diabetiker*innen mit chronischer Nierenerkrankung. Auch die Lebensqualität steigt. Daher empfiehlt die KDIGO, ein internationaler Verband für Nierenerkrankungen, Menschen mit Diabetes nicht grundsätzlich von einer Nierentransplantation auszuschließen. Darüber hinaus können Betroffene mit Typ-1-Diabetes von einer gleichzeitigen Transplantation von Niere und Bauchspeicheldrüse profitieren (2). Der Zuckerstoffwechsel kann sich normalisieren und die Schädigung von Organen durch den Diabetes wird verlangsamt. Zu den möglichen Schädigungen zählen etwa Veränderungen der Netzhaut durch Gefäßveränderungen und Durchblutungsstörungen, Erkrankungen des Nervensystems und Schäden an Herz und Blutgefäßen.

Gut zu wissen

In eine Studie aus den USA wurden 228 552 Personen unter 70 Jahren mit Nierenversagen eingeschlossen (3). Etwa ein Drittel davon hatte Diabetes; alle benötigten eine Dialyse. Insgesamt 23 275 Personen erhielten eine Nierentransplantation, die restlichen Personen befanden sich auf der Warteliste oder wurden weiter mit einer Dialyse behandelt. In den Ergebnissen zeigte sich, dass die Todesrate bei jenen Personen mit Diabetes, die ausschließlich mit einer Dialyse behandelt wurden, mehr als dreimal so hoch war wie bei jenen, die eine Nierentransplantation bekamen: Mit Dialyse verstarben pro Jahr rund 20 von 100 Personen, während es mit einer Transplantation rund 6 pro 100 Personen waren.

FAZIT:

Für Diabetiker*innen mit Niereninsuffizienz kann eine Nierentransplantation von Vorteil sein: Ihre Überlebenschancen und die Lebensqualität steigen verglichen mit einer andauernden Dialyse. Da jedoch häufig weitere Erkrankungen bestehen und das Risiko für Komplikationen dadurch erhöht ist, ist in jedem Fall eine individuelle Beurteilung der Situation notwendig.

1.            Chadban SJ, Ahn C, Axelrod DA, Foster BJ, Kasiske BL, Kher V, et al. KDIGO Clinical Practice Guideline on the Evaluation and Management of Candidates for Kidney Transplantation. Transplantation. 2020;104(4S1 Suppl 1):S11-103.

2.            Buades JM, Craver L, Del Pino MD, Prieto-Velasco M, Ruiz JC, Salgueira M, et al. Management of Kidney Failure in Patients with Diabetes Mellitus: What Are the Best Options? Journal of Clinical Medicine. 2021;10(13).

3.            Wolfe RA, Ashby VB, Milford EL, Ojo AO, Ettenger RE, Agodoa LY, et al. Comparison of mortality in all patients on dialysis, patients on dialysis awaiting transplantation, and recipients of a first cadaveric transplant. N Engl J Med. 1999;341(23):1725-30.

Ausgewählt von

 

Österreichische Gesellschaft für Nephrologie fördert den Austausch praktisch-therapeutischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, koordiniert organisatorische Aufgaben für die Dialyse und Nierentransplantation und fördert den Betrieb und Ausbau von Dialysespezialabteilungen in Österreich einschließlich Heimdialyse.