Nierenerkrankungen

Dialyse bei fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung

Je früher, desto besser?
Nicht bei einer Dialyse!

Treten in Stadium 5 einer chronischen Nierenerkrankung Symptome wie
Abgeschlagenheit, Juckreiz und Erbrechen oder Konzentrationsschwäche und Krampfanfälle auf, spricht man von einer Urämie. Das ist eine fortschreitende Urinvergiftung im Körper, wenn die Nieren ihre Filterfunktion nicht mehr erfüllen können. Gemessen wird die Funktion der Nieren anhand der glomerulären Filtrationsrate. Sie bezeichnet das von
den Nierenkörperchen (Glomeruli) gefilterte Blutvolumen. Normalerweise
liegt die Filtrationsrate bei 90 bis 130 ml/min, bei einer chronischen Nierenerkrankung im Stadium 5 nur mehr bei 15 ml/min oder
darunter.

Ein Dialyse-Start wird erst bei schweren Symptomen einer chronischen Nierenerkrankung empfohlen.

Tritt eine Urämie auf, brauchen Patient* innen eine Nierenersatztherapie in Form einer Dialyse. Dabei wird das Blut durch eine Maschine außerhalb des Körpers oder im Bauchfell gereinigt. Eine Dialyse kann sehr belastend sein.

Fehlen Symptome einer Urämie, sollte mit einer Dialyse so lange wie
möglich zugewartet werden. Studien konnten bislang nicht belegen, dass
eine frühzeitige Dialyse Vorteile bringt.

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Welche Symptome treten bei chronischer Nierenerkrankung auf? Verschlechtert sich die Nierenfunktion bei Patient*innen mit einer chronischen Nierenerkrankung, dann geschieht das zunächst ohne Symptome. Versagen die Nieren jedoch zunehmend, lässt sich das anhand unterschiedlicher Anzeichen ablesen: Wasser sammelt sich an unterschiedlichen Stellen im Körper an und führt zu Schwellungen an den Beinen und im Gesicht oder zu Atemnot, wenn sich Flüssigkeit in der Lunge staut. Wichtig ist die Behandlung von Risikofaktoren wie z.B. Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, um einem Fortschreiten der Erkrankung vorzubeugen (1). Komplikationen einer chronischen Nierenerkrankung wie Flüssigkeitsansammlungen, oder wenn Stoffe im Körper zurückgehalten werden, die ausgeschieden werden sollten (weshalb es zu einem  Überschuss an Kalium und Phosphat im Blut oder Übersäuerung kommt), können über lange Zeit medikamentös behandelt werden. Im Endstadium einer chronischen Nierenerkrankung spricht man von einer Urämie, also einer fortschreitenden Urinvergiftung im Körper. Sie zeigt sich mit Symptomen wie starker Müdigkeit, körperlicher Schwäche, Verwirrtheit, Juckreiz am ganzen Körper, Erbrechen und Übelkeit. Auch ein Kribbeln oder Brennen, später Schmerzen und Taubheit in den Füßen, sind möglich (2). Menschen mit Urämie benötigen eine Nierenersatztherapie. Das geschieht mit einer Dialyse des Blutes durch ein Gerät außerhalb des Körpers, einer Bauchfelldialyse oder einer Nierentransplantation. Eine chronische Nierenerkrankung verläuft aber nicht immer gleich schnell, und nicht alle Menschen verlieren ihre Nierenfunktion vollständig (1).

So lange wie medizinisch möglich mit einer Dialyse warten

Gemessen wird die Nierenfunktion mit Hilfe der glomerulären Filtrationsrate. Sie bezeichnet das von den Nierenkörperchen (Glomeruli) gefilterte Blutvolumen und liegt normalerweise bei 90 bis 130 Millilitern pro Minute (ml/min). Im fünften und letzten Stadium einer chronischen Nierenerkrankung liegt die glomeruläre Filtrationsrate nur mehr bei weniger als 15 ml/min. Sind in diesem Stadium keine Symptome einer Urinvergiftung vorhanden, sollte eine chronische Dialyse so lange wie möglich aufgeschoben werden. Das empfiehlt die Kanadische Gesellschaft für Nephrologie (3). Eine Dialyse ist mit erheblichen Belastungen und Unannehmlichkeiten für die Patient*innen verbunden. In wissenschaftlichen Studien zeigte sich keine Verbesserung der Überlebensrate oder der Lebensqualität, wenn die Dialyse frühzeitig eingeleitet wurde. Wichtig beim Zuwarten ist eine engmaschige Überwachung der Patient*innen durch die behandelnden Ärzt*innen.

Gut zu wissen:

Keine Vorteile bei früherem Start der Dialyse

In einer Studie wurden 828 Erwachsene im Alter von durchschnittlich 60 Jahren mit einer chronischen Nierenerkrankung einer von zwei Gruppen zugeteilt: In einer Gruppe wurde mit der Dialyse begonnen, sobald die glomeruläre Filtrationsrate zwischen 10 und 15 ml/min lag. In der zweiten Gruppe wurde später, nämlich bei einer glomerulären Filtrationsrate von 5 bis 7 ml/min, mit der Dialyse begonnen. In beiden Gruppen war die Zahl der Todesfälle im Beobachtungszeitraum von fast vier Jahren gleich. Sie lag bei rund 38 bzw. rund 37 Prozent. Es gab auch keinen Unterschied bei klinischen Ereignissen wie Infektionen oder Komplikationen bei der Dialyse.

Wie die Niere arbeitet

Informationen darüber, wie die Niere funktioniert, finden Sie unter: hier

FAZIT:

Ist eine chronische Nierenerkrankung bis ins fünfte Stadium fortgeschritten, sollte dennoch so lange wie möglich mit einer Dialyse zugewartet werden. Ein frühzeitiger Einsatz bringt keinen Vorteil.

1.            Rosenberg M. Overview of the management of chronic kidney disease in adults: UpToDate; 2021 [Available from: www.uptodate.com]

2.            Palmer BF. Uremic polyneuropathy: UpToDate; 2021 [Available from: www.uptodate.com]

3.            Nesrallah GE, Mustafa RA, Clark WF, Bass A, Barnieh L, Hemmelgarn BR, et al. Canadian Society of Nephrology 2014 clinical practice guideline for timing the initiation of chronic dialysis. Cmaj. 2014;186(2):112-7.

Ausgewählt von

 

Österreichische Gesellschaft für Nephrologie fördert den Austausch praktisch-therapeutischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, koordiniert organisatorische Aufgaben für die Dialyse und Nierentransplantation und fördert den Betrieb und Ausbau von Dialysespezialabteilungen in Österreich einschließlich Heimdialyse.