Geriatrie

Harnkatheter

Bevor was wächst,
wo es nicht hingehört-
so schnell wie möglich
wieder weg mit
dem Harnkatheter!

Ein Harnkatheter ist nicht angenehm. Das ist aber nicht der einzige
Grund, warum er wenn möglich vermieden werden sollte. Der Plastikschlauch, der über die Harnröhre in die Blase eingeführt wird und so den Urin in einen Beutel ableitet, macht es Bakterien leicht, sich anzusiedeln, wo sie eigentlich nicht sein sollten. Nach einer Woche mit liegendem Harnkatheter finden sich bei 21 bis 42 von 100 Menschen Bakterienim Harn, nach einem Monat lassen sich sogar bei allen Personen Keime nachweisen. Schmerzhafte Harnwegsinfekte und im schlimmsten Fall Nierenbeckenentzündungen oder Blutvergiftungen können sich entwickeln. Je länger der Katheter liegt, desto wahrscheinlicher ist das.

Harnkatheter begünstigen Harnwegsinfektionen.

Nutzen und Risiko sollten sorgfältig abgewogen und Katheter so kurz wie möglich verwendet werden.

Nicht immer verursachen Bakterien Infekte, und in bestimmten Fällen
ist ein Harnkatheter ein unumgängliches Hilfsmittel. Wissenschaftlichen
Untersuchungen zufolge kommt er aber häufiger zum Einsatz, als es notwendig wäre. Meist gibt es für ältere Menschen gesündere Alternativen. Lässt sich der Harnkatheter nicht vermeiden, gilt der Grundsatz: So bald als möglich wieder weg damit.

Ausführliche Information einblenden

Harnkatheter- nur wenn´s sein muss

Ein Harnkatheter ist nicht angenehm. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum man ihn besser vermeiden sollte. Der Plastikschlauch, der über die Harnröhre in die Blase eingeführt wird und so den Urin in einen Beutel ableitet, macht es Bakterien leicht, sich anzusiedeln, wo sie eigentlich nicht sein sollten. Schmerzhafte Harnwegsinfektionen und im schlimmsten Fall Nierenbeckenentzündungen oder Blutvergiftung durch Keime aus dem Harntrakt können sich so entwickeln. Je länger der Katheter liegt, desto wahrscheinlicher ist das.

Sparsamer Einsatz

Nicht immer verursachen Bakterien Infekte, und in bestimmten Fällen ist ein Harnkatheter ein unumgängliches Hilfsmittel: etwa nach Operationen am Urogenitaltrakt, wenn der Harn nicht von alleine abfließt (man spricht hier auch von Harnverhalt), wenn Inkontinenzvorlagen keine Option sind oder es darum geht, das Wohlbefinden von sterbenden Menschen zu verbessern.

Es gibt Alternativen

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge kommt der Harnkatheter weit häufiger zum Einsatz, als es notwendig wäre. Kein Grund für einen Katheter ist zum Beispiel Inkontinenz; hier können genauso Inkontinenzvorlagen verwendet werden. Falls zur Flüssigkeitsbilanzierung die ausgeschiedene Harnmenge überwacht werden muss, sollte wenn möglich statt des Katheters eine Harnflasche oder Waage verwendet werden.

Lässt sich der Harnkatheter nicht vermeiden, gilt der Grundsatz: sobald als möglich wieder weg damit. Je kürzer der Katheter liegt, desto weniger Chancen haben krankmachende Bakterien.

Gut zu wissen:

Nach einer Woche mit liegendem Harnkatheter finden sich bei 21 bis 42 von 100 Menschen Bakterien im Harn, nach einem Monat lassen sich sogar bei allen Personen Keime nachweisen. 

Die Keime müssen nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen, begünstigen jedoch die Entstehung von Infektionen. Ein Harnkatheter erhöht das Risiko, einen Harnwegsinfekt zu bekommen, um das ca. 39fache.

Fazit:

Harnkatheter begünstigen Harnwegsinfektionen. Nutzen und Risiko sollten sorgfältig abgewogen und Katheter so kurz wie möglich verwendet werden.

Originalempfehlungen und Quellen:

Society of Hospital Medicine – Adult Hospital Medicine

[http://www.choosingwisely.org/wp-content/uploads/2015/01/Choosing-Wisely-Recommendations.pdf]

AMDA – The Society for Post-Acute and Long-Term Care Medicine

[http://www.choosingwisely.org/wp-content/uploads/2015/01/Choosing-Wisely-Recommendations.pdf]

American College of Emergency Physicians

[http://www.choosingwisely.org/wp-content/uploads/2015/01/Choosing-Wisely-Recommendations.pdf]

American Academy of Nursing

[http://www.choosingwisely.org/wp-content/uploads/2015/01/Choosing-Wisely-Recommendations.pdf]

Choosing Wisely, Consumer Reports

[http://www.choosingwisely.org/wp-content/uploads/2013/10/ChoosingWiselyUTIAntibioticsAGS-ER.pdf; accessed 2.7.2018]

NHS choices

[https://www.nhs.uk/conditions/urinary-catheters/; accessed 2.7.2018]

Gould CV, Umscheid CA, Agarwal RK, Kuntz G, Pegues DA. Guideline for Prevention of Catheter-Associated Urinary Tract Infections 2009. Infection Control & Hospital Epidemiology. 2010;31(4):319-26

Hooton TM, Bradley SF, Cardenas DD, Colgan R, Geerlings SE, Rice JC, et al. Diagnosis, prevention, and treatment of catheter-associated urinary tract infection in adults: 2009 International Clinical Practice Guidelines from the Infectious Diseases Society of America. Clinical infectious diseases. 2010;50(5):625-63

Lo E, Nicolle L, Classen D, Arias KM, Podgorny K, Anderson DJ, et al. Strategies to prevent catheter-associated urinary tract infections in acute care hospitals. Infection Control & Hospital Epidemiology. 2008;29(S1):S41-S50

Lo E, Nicolle LE, Coffin SE, Gould C, Maragakis LL, Meddings J, et al. Strategies to prevent catheter-associated urinary tract infections in acute care hospitals: 2014 update. Infection Control & Hospital Epidemiology. 2014;35(5):464-79

Saint S, Meddings JA, Calfee D, Kowalski CP, Krein SL. Catheter-associated urinary tract infection and the Medicare rule changes. Annals of internal medicine. 2009;150(12):877-84

Umscheid CA, Mitchell MD, Doshi JA, Agarwal R, Williams K, Brennan PJ. Estimating the Proportion of Healthcare-Associated Infections That Are Reasonably Preventable and the Related Mortality and Costs. Infection Control & Hospital Epidemiology. 2011;32(2):101-14

Ausgewählt von

 

Die Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG) vertritt die Interessen der multimorbiden und vulnerablen älteren Menschen und Ihrer Angehörigen. Weiters fördert die ÖGGG Forschung und Lehre über das Altern und verbreitet aktuelle geriatrische und gerontologische Erkenntnisse.