Stand: August 2020
Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch, häufiger
Harndrang oder sogar Fieber? Diese höchst unangenehmen Beschwerden
können Anzeichen eines Harnwegsinfekts sein. Harnwegsinfekte werden von Bakterien in der Harnröhre und der Blase verursacht. Nach Bakterien im Harn zu suchen macht aber nur bei Beschwerden Sinn. Denn Bakterien führen nicht automatisch zu einem Harnwegsinfekt: Besonders bei älteren Menschen oder Personen, die einen Harnkatheter haben oder hatten, finden sich häufig Bakterien im Harn.
Nach Bakterien im Harn sollte nur gesucht werden, wenn Beschwerden bestehen. Ohne Beschwerden ist weder eine Untersuchung noch eine Behandlung nötig.
Oft werden sie im Zuge von Harnuntersuchungen ganz zufällig entdeckt. Ohne Beschwerden ist es jedoch nicht notwendig, sie mit Antibiotika zu bekämpfen. Untersuchungen haben gezeigt: Wer Bakterien im Harn, aber keine Beschwerden hat, profitiert im Allgemeinen nicht von einer Therapie
mit Antibiotika. Im Gegenteil, insgesamt überwiegen eher die Neben-wirkungen der Medikamente, wie Durchfall oder Übelkeit. Noch dazu
können Bakterien gegen Antibiotika resistent werden, weshalb sie generell
nie ungerechtfertigt eingesetzt werden sollen. Eine Ausnahme sind schwangere Frauen. Sie sollten Keime im Harntrakt mit Antibiotika be-handeln.
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Bakterien im Harn: Kein Test ohne Symptome
Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch, häufiger Harndrang oder auch Fieber? Diese höchst unangenehmen Beschwerden können Anzeichen eines Harnwegsinfekts sein. Harnwegsinfekte werden von Bakterien in Harnröhre und Blase verursacht. Ein Antibiotikum kann die Keime meist schnell und verlässlich abtöten. Häufig finden sich aber auch Bakterien im Harn von Menschen, die völlig beschwerdefrei sind. Oft werden diese Keime im Zuge von Untersuchungen des Harns ganz zufällig entdeckt. Bei vier bis sechs von 100 Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren lassen sich Bakterien im Harn nachweisen, ohne dass die Frauen Beschwerden haben. Je älter, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Bakterien im Harn. Besonders oft findet man sie im Harn von älteren Menschen oder Personen, die einen Harnkatheter haben oder hatten.
Antibiotika könnten mehr schaden, als sie nützen
Wenn Sie keine Beschwerden haben, die auf einen Harnwegsinfekt hindeuten, ist es nicht sinnvoll, den Harn auf Bakterien zu untersuchen. Denn ohne Beschwerden ist auch keine Therapie notwendig
Ohne Beschwerden keine Behandlung
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Menschen, die zwar Bakterien im Harn, aber keine Beschwerden haben, profitieren im Allgemeinen nicht von einer Therapie mit Antibiotika. Im Gegenteil: Insgesamt überwiegen eher die Nebenwirkungen der Medikamente. Bei immerhin einer von zehn Personen führen Antibiotika zu Problemen wie Durchfall oder Übelkeit. Darüber hinaus können Bakterien gegen Antibiotika resistent, also un-empfindlich werden. Antibiotika wirken dann nicht mehr – bei Ihnen selbst und auch bei anderen Personen nicht. Deshalb sollen diese Medikamente nie ohne guten Grund eingesetzt werden.
Verursachen die Bakterien im Harn hingegen Beschwerden, spricht man von einem Harnwegsinfekt. In diesem Fall ist eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll. Während einer Schwangerschaft sollten Bakterien im Harn jedenfalls behandelt werden. Vor einer Operation am Urogenitaltrakt, sollte dieser ebenfalls zuvor mit Antibiotika von Bakterien befreit werden.
Gut zu wissen:
Bei vier bis sechs von 100 nicht schwangeren Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren lassen sich Bakterien im Harn nachweisen, ohne dass die Frauen Beschwerden haben. Bei Männern über 75 Jahre haben 6 bis 15 Prozent Bakterien im Harn, bei über 80-jährigen Frauen sind es mehr als 20 Prozent. Das bedeutet aber nicht, dass diese Personen auch an einem Harnwegsinfekt leiden oder eine Therapie benötigen. Antibiotika schaden in diesem Fall mehr, als sie nützen.
Fazit:
Es sollte nicht nach Bakterien im Harn gesucht werden, wenn keine Beschwerden bestehen. Nur wenn Sie Beschwerden eines Harnwegsinfekts haben, brauchen Sie eine Untersuchung und Behandlung.
Quellen:
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