Nierenerkrankungen

Kein Beginn einer Statin-Therapie bei Dialyse

Geht es nur noch mit
Dialyse, dann nicht
mit Statinen beginnen.

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist für Menschen mit einer
chronischen Nierenerkrankung deutlich höher. Die Sterblichkeit ist besonders bei Dialysepatient*innen erhöht. Gründe dafür sind unter anderem Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen, die bei Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung häufig sind. Um das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu verringern, werden Statine eingesetzt. In der Forschung ist gut belegt, dass Statine das Risiko für Herz-Kreislauf-
Erkrankungen bei Menschen mit oder ohne eine chronische Nierenerkrankung senken können.

Der Beginn einer Therapie mit Statinen empfiehlt sich nicht bei Dialysepflicht, denn sie bringen dann keine Vorteile inBezug auf Herz- Kreislauf Erkrankungen.

Ist die chronische Nierenerkrankung jedoch schon so weit fortgeschritten,
dass eine Dialyse notwendig ist, sollte nicht mit einer Statin- Therapie begonnen werden. Statine bringen dialysepflichtigen Menschen keinen Vorteil in Hinblick auf Erkrankungen von Herz und Kreislauf. Wurde
schon vor der Dialyse mit einer entsprechenden Behandlung begonnen,
kann diese jedoch fortgesetzt werden.

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Bei Dialyse nicht mit einer Statin-Therapie beginnen

Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung haben ein deutlich erhöhtes Risiko dafür, an Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems zu erkranken oder zu versterben. Die Sterblichkeit ist vor allem bei Dialysepatient*innen stark erhöht (1). Auch andere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Störungen des Fettstoffwechsels sind bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung häufig (2).

Um das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu reduzieren, kommen unter anderem Statine zum Einsatz. Das sind Medikamente, die den Cholesterinspiegel senken. Die Wirksamkeit von Statinen zur Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist in der Forschung gut belegt, unabhängig davon, ob eine Nierenerkrankung vorliegt oder nicht. Die KDIGO, ein internationaler Verband für Nierenerkrankungen, empfiehlt jedoch für dialysepflichtige Menschen keine Behandlung mit Statinen (3). Studien konnten bislang keinen Vorteil einer entsprechenden Therapie bei betroffenen Menschen nachweisen. Wurde die Behandlung mit Statinen begonnen, bevor eine Dialyse notwendig war, sollte diese aber fortgesetzt werden.

Gut zu wissen

Kein klinisch nachweisbarer Vorteil von Statinen bei Dialyse

An einer großen Studie nahmen 3023 Patient*innen mit chronischer Nierenerkrankung teil, die eine Dialyse benötigten (4). In der Vergangenheit hatte keine*r von ihnen einen Herzinfarkt gehabt oder verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße, die eröffnet werden mussten. Diese Personen wurden in zwei Gruppen unterteilt: Eine Gruppe erhielt ein Statin, die andere Gruppe ein Placebo. Nach fast fünf Jahren trat bei ähnlich vielen Patient*innen eine Komplikation aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (Herzinfarkt, verkalkte Arterien) auf oder sie verstarben daran, unabhängig davon, ob ein Statin eingenommen worden war oder nicht. Diese Ereignisse betrafen in der Statin-Gruppe 15 von 100 Personen, in der Gruppe ohne Statin waren es 17 von 100 Personen. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war statistisch nicht signifikant.

Eine weitere Studie untersuchte 2776 Dialyse-Patient*innen im Alter von 50 bis 80 Jahren (5). Bei 40 Prozent von ihnen war bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bekannt. Die Teilnehmenden wurden ebenfalls in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe wurde mit einem Statin behandelt, die andere Gruppe mit einem Placebo. Über 3,8 Jahre hinweg wurden die Teilnehmenden der Studie beobachtet. In beiden Gruppen hatten ähnlich viele Personen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ohne Todesfolge. Beispielsweise hatten in der Gruppe mit Statin 7 von 100 einen Herzinfarkt, ohne Statin 8 von 100. Während der fast vier Jahre verstarben in beiden Gruppen 23 von 100 Personen aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.

FAZIT:

Statine zur Senkung des Cholesterinspiegels bringen bei dialysepflichtigen Menschen keine Vorteile in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es wird daher nicht empfohlen, während einer Dialyse eine entsprechende Behandlung zu beginnen.

1.            Chertow GM, Johansen KL, Lew N, Lazarus JM, Lowrie EG. Vintage, nutritional status, and survival in hemodialysis patients. Kidney Int. 2000;57(3):1176-81.

2.            Foley RN, Wang C, Collins AJ. Cardiovascular risk factor profiles and kidney function stage in the US general population: the NHANES III study. Mayo Clin Proc. 2005;80(10):1270-7.

3.            Wanner C, Tonelli M. KDIGO Clinical Practice Guideline for Lipid Management in CKD: summary of recommendation statements and clinical approach to the patient. Kidney Int. 2014;85(6):1303-9.

4.            Baigent C, Landray MJ, Reith C, Emberson J, Wheeler DC, Tomson C, et al. The effects of lowering LDL cholesterol with simvastatin plus ezetimibe in patients with chronic kidney disease (Study of Heart and Renal Protection): a randomised placebo-controlled trial. Lancet. 2011;377(9784):2181-92.

5.            Fellström BC, Jardine AG, Schmieder RE, Holdaas H, Bannister K, Beutler J, et al. Rosuvastatin and cardiovascular events in patients undergoing hemodialysis. N Engl J Med. 2009;360(14):1395-407.

Ausgewählt von

 

Österreichische Gesellschaft für Nephrologie fördert den Austausch praktisch-therapeutischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, koordiniert organisatorische Aufgaben für die Dialyse und Nierentransplantation und fördert den Betrieb und Ausbau von Dialysespezialabteilungen in Österreich einschließlich Heimdialyse.